10 February 2014

Eine kleine Geschichte – ohne Halleluja

Eine kleine Geschichte – ohne Halleluja


Ein junger Mann hatte es geschafft, alles was er brauchte, sein erstes Ziel war erreicht, - nach der Schule, nach dem Studium, nach Ausbildung und Seminaren, nach Praktika und Auslandsaufenthalten: seine eigene Firma Anlagen- und Vermögensberatung. Er hatte sich einen wundervollen Arbeitsraum eingerichtet, die Möbel nur vom Feinsten, der Schmuck an den Wänden wies ihn als Kenner und Verehrer der Moderne aus. Und zur Krönung des Ganzen hatte er sich eine wahrlich aufwendige Telekommunikationsanlage gekauft, alles war pünktlich geliefert und er hatte alles an seinen wohl überlegten Platz gestellt. Die Krönung dabei, das schnurlose Telefon war in einer Edelholzschale eingearbeitet.
Er hörte den noch leicht ungewohnten Ton der Haussicherungsanlage und darauf die Stimme seiner Vorzimmerdame, nach wenigen Augenblicken klopft es leise an der Verbindungstür zu seinem Arbeitszimmer – die Mitarbeiterin meldet den ersten Kunden.
Der junge Anlagenberater gibt seiner Mitarbeiterin den Auftrag, den Kunden nach einer viertel Stunden in das Zimmer zu geleiten – eine viertel Stunde soll er warten – aus Grundsatz.
Um auf den Kunden noch stärkeren Eindruck zu machen, nimmt er den Hörer mit der Edelholzschale aus der eigens dafür vorgesehenen Ablage und der Eintretende erlebt wichtige Worte eines Gespräches, Worte aus dem Mund des jungen Mannes:
Mein lieber Herr Generaldirektor, genau! ... sie sehen das ganz richtig, jetzt noch warten kann zu viel größeren Einbußen... genau, js – richtig, in dieser Höhe dürfen Sie rechnen... ich würde Ihnen dazu auf jeden Fall... unter 200.000 auf keinen Fall... ich werde ihnen die Unterlage umgehend online übermitteln lassen... Gruß an die Gattin – Guten Tag!“

Er legt mit erkennbarer Zufriedenheit den Hörer auf die Ablage. Lächelt dem Gast in seinem Arbeitszimmer zu und freut sich innerlich über dessen erstaunten Anblick, der Mann ihm gegenüber scheint sehr befangen, - geradezu verwirrt.
Sie wünschen, mein Herr?!
Nja – ehm – ich bin ein Mitarbeiter der TelSatServ... ehm... und ich möchte ihre Telekommunikationsanlage an das Netz anschließen!“